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Imaginäre Stellen
Stellenvermittler suchen normalerweise im Auftrag einer Firma einen passenden Kandidaten. Es kann aber sein, dass der Pool an vorhandenen
Kandidaten nicht gross genug ist. Dann werden imaginäre Stellen ausgeschrieben, um den Pool wieder zu vergrössern. Passende Kandidaten
werden daher eine Absage kriegen, aber werden dann in den Pool aufgenommen. Nicht geeignete Kandidaten für den Pool kriegen eine Absage
und werden auch nicht in den Pool aufgenommen. Es ist in der Regel bei einer Absage klar ersichtlich, ob der Kandidat in die Datenbank
aufgenommen wurde oder nicht.
?Schwarze Listen?
Eine Frage, die wir uns stellen, ob Stellenvermittler eine Liste mit Kandidaten haben, die sie nicht betreuen oder vermitteln wollen. Also quasi eine
Schwarze Liste. Denn einige Kandidaten bekommen die Absagen bei einigen Stellenvermittlern teilweise so schnell (nach wenigen Minuten nach
der Bewerbung) oder deren Stellengesuch verschwindet nach kurzer Zeit (wenige Tage) von der Webseite, dass man annehmen kann, dass der
Kandidat bei diesen Stellenvermittlern unerwünscht ist. Ein häufiges Kriterium ist auch hier wieder das Alter oder die fehlende Weiterbildung. Wer
35 oder älter ist, ist bei diversen Stellenvermittlern nicht mehr so gerne gesehen. Die wollen lieber junges, günstiges und flexibles Personal, das
sie teuer vermitteln können. Bei einer älteren Person haben sie Angst, dass sie den nicht mehr vermitteln können, weil er für die Firmen zu teuer
werden könnte. Ein uns zugetragener Fall ist ein Kandidat, der bei einem Vermittler etliche zu 100% passende Stellen gesehen hatte und sich
dafür beworben hatte. Das Resultat war eine einzige Absage für alle Stellen. Bei der gezielten Nachfrage wurde der Kandidat wegen seines Alters
abgelehnt! Bei einem anderen Kandidaten wurde sein Stellengesuch trotz mehrmaliger Abmachung, es 3 Monate stehen zu lassen jeweils schon
nach einer Woche entfernt. Normalerweise bleiben die Gesuche 2 Wochen stehen. Da aber auch ältere Kandidaten in der Stellengesuchliste
stehen, deren Inserat stehen bleibt, wird angenommen, dass der Kandidat wegen den fehlenden Zertifikaten unerwünscht ist.
Gezieltes Anlügen oder Nicht-informieren von Kandidaten
Uns wurde ein Fall zugetragen, wo der Kandidat gezielt angelogen worden war. Dieser erhielt von einem grossen und renommierten
Stellenvermittler eine Anfrage für einen Temporär-Job für 3 Monate mit der Option für eine Festanstellung. Der Kandidat sagte zu. Weil er dann
aber ca. 2 Wochen lang nichts mehr vom Vermittler hörte, fragte er dort an, wie der Stand sei. Als Antwort bekam er eine Nachricht, dass der
Kunde einen Einstellungsstopp hatte und somit nichts mehr mit der Stelle sei. Zum Glück wurde dem Kandidaten aber verraten, wer der Kunde
sei. Jedenfalls hatte sich der Kandidat 2 Wochen später nach eigener Recherche direkt beim Kunden angefragt, ob das war sei mit dem
Einstellungsstopp. Es stellte sich dann heraus, dass erstens die Firma KEINEN Einstellungsstopp hatte und dass die Firma das
Kandidatendossier NIE gekriegt hatte! Ein anderer Kandidat hatte auch eine Anfrage für eine Temporärstelle von einem Vermittler gekriegt. Auch
hier keine Antwort nach zwei Wochen. Da hatte der Kandidat angefragt, was Sache ist. Da bekam er zu hören, dass der zuständige Vermittler im
Urlaub sei und erst in 2 Wochen sich melden würde. Das passierte logischerweise auch nicht und der Kandidat fragte nochmals an. Da stellte
sich dann heraus, dass die Stelle schon besetzt war, als die Anfrage an den Kandidaten raus gegangen war. Jedoch wurde vergessen, den
Kandidaten zu informieren. Etwas Neues haben wir letzthin bei einem anderen Kandidaten erlebt. Der hatte sich als ausgebildeter IT Supporter
für eine IT Support-Stelle beworben. Die Übereinstimmung war 100% und doch hatte der Kandidat vom Stellenvermittler zu hören gekriegt, dass
der überhaupt nicht für die Stelle geeignet wäre, (das wäre wie, wenn jemand einem gelernten Klempner sagen würde, dass er nicht als Klempner
geeignet wäre!), stattdessen wurden dem Kandidaten Stellen vorgeschlagen, die er wegen seiner Qualifikation gar nicht hätte ausüben können
oder dann wurden Funktionen vorgeschlagen, die es im ganzen europäischen Raum kaum oder gar nicht gibt! (Ein Beispiel: Hast Du mal von
einer Funktion als Floorwalker gehört? Oder als Supervisor? Beides sind Funktionen, die man normalerweise als Teil einer Teamleiterkaderstelle
findet sind und in der Regel auch nicht alleinstehend sind.
Schlampereien
Man wird es kaum glauben, was jetzt kommt, doch es ist leider wahr. Der Kandidat wurde von einem Stellenvermittler über eine bekannte
Businessinternetplattform angefragt, ob er für eine bestimmte Stelle interessiert wäre. Der Kandidat sagte zu, da die Stelle zu 100% auf sein Profil
passte und schickte dem Vermittler sein Dossier per E-Mail zu. Nach zwei Wochen fragte der Kandidat nach, wie der Status sei und erfuhr, dass
der Vermittler sein Dossier nicht gekriegt hatte. Doch es stellte sich dann heraus, dass der Vermittler es doch gekriegt hatte, aber in seinem E-
Mail-Programm verschlampt hatte und es dann nicht mehr gefunden hatte. Erst durch die Tipps des Kandidaten wurde es wieder gefunden (für
was gibt es eine Suchfunktion in jedem E-Mail-Programm). Bei einem anderen Stellenvermittler wurde bei der Erfassung Mist gebaut, so dass das
Dossier in die falsche Branche eingeordnet worden war. So gab es logischerweise auch nie passende Stellen für den Kandidaten. Ein anderes
Problem in Bezug auf E-Mails ist, dass Bewerbungsmail durchaus mal entweder im Spamfilter einer Firma oder eines Stellenvermittlers hängen
bleiben oder sogar überhaupt nie ankommen. Darum besser kurz nach dem Abschicken nachfragen, ob die Bewerbung auch angekommen ist.
Wenn der zuständige Vermittler in den Urlaub geht, können auch Bewerbungen hopps gehen, sei es, weil wegen des Urlaubes niemand beim
Kunden nach fasst oder weil dann Bewerbungen liegen bleiben und zu spät verarbeitet werden. Denn häufig werden keine Stellvertreter mehr
ernannt, wenn jemand in den Urlaub geht. Und wenn der Vermittler wieder zurückkehrt, muss der zuerst seinen Berg mit logischerweise liegen
gebliebenen und neu angesammelten Arbeiten abbauen, was auch mehrere Tage in Anspruch nehmen kann. Weitere Schlampereien sind, wenn
Kandidaten während den Bürozeiten bei den Stellenvermittlern anrufen und niemand dort das Telefon abnimmt.
Abzocke von Stellenvermittlern
Es gibt eine neue Masche, wie Stellenvermittlern den Zeitarbeitern das Geld aus der Tasche ziehen. Die nennt sich Freelance oder freier
Mitarbeiter. Obwohl die Zeitarbeiter im Freelance für den Stellenvermittler arbeiten, gelten die betreffenden Zeitarbeiter als selbständig. Das hat
einen gewaltigen Einfluss auf das Endsalär. Denn wer selbständig ist, trägt alle Abzüge selber und nicht wie bei einem Angestellten halb die Firma
und halb der Arbeiter. Durch die Verdoppelung der Abzüge auf dem Rücken des Freelancers kann ein an und für sich ansehnliches Bruttosalär in
ein Minisalär schrumpfen. Ein älterer Kandidat mit Familie hatte ein Temporärjob mit einem Angebot von brutto CHF 5000.- / Monat inkl. Ferien-
und Feiertagkompensation. Nach Abzug der obligatorischen Abzüge wie AHV usw. wären netto nur noch ca. CHF 3600.- . Nach dem
Durchrechnen stellte sich heraus, dass der Kandidat vom Sozialamt mehr kriegt als in dem betreffenden Job. Und wegen dem weiten Arbeitsweg
und der auswärtigen Verpflegung wäre noch weniger vom Salär übrig geblieben. Und versteuert müsste das Minisalär auch noch, was beim
Sozialamt nicht der Fall gewesen wäre. Urlaub in irgendwelcher Art wäre gar nie drin gelegen, weil in so einem Fall auch kein Einkommen mehr
rein gekommen wäre in der Zeit des Urlaubes. Also hätte der Kandidat in dem Job trotz gesetzlichen Anspruch gar nie Urlaub machen können!
Das Hauptproblem in diesem Fall ist, dass der Kandidat bereits ausgesteuert wurde. Sonst hätte die Arbeitslosenversicherung das Salär noch
aufgestockt und der Job hätte als Zwischenverdienst durchgehen können.